Soldaten diskutieren über Tradition in ihrem Bataillon

Was bedeutet Tradition? Dürfen Soldaten eine solche überhaupt besitzen und pflegen? Und wie sieht es mit dem Selbstverständnis aus? Fragen, die sich nicht nur die Führungsebene in der Bundeswehr stellt, sondern auch das Fernmeldebataillon 610 aus Prenzlau. Dort hat Mitte Februar der Impulsvortrag zur Tradition von Professor Sönke Neitzel für viel Gesprächsstoff unter den Soldatinnen und Soldaten gesorgt.
Auf einem Workshop zum Thema Tradition und Identifikation im Heer machten sie sich Gedanken über das eigene Traditionsverständnis und die Tradition des Bataillons, denn jede Kompanie der 610er hat ihren eigenen Auftrag und ihre eigene gewachsene Geschichte.
Kameradschaft und Miteinander als Basis

Jede der drei Kompanien ist auf einen bestimmten Kernbereich spezialisiert: Die 1. Kompanie ist die Versorgungskompanie. Sie ist unter anderem für die Instantsetzung und die logistische Unterstützung zuständig. Die 2. Kompanie ist die IT-Kompanie und für Netzwerke sowie die Anbindung der Informationstechnologie (IT) auf Übungen oder im Einsatz verantwortlich.
Die 3. Kompanie sorgt schließlich dafür, dass die „Hülle“ steht. Sie rückt mit schwerem Gerät wie Planierraupen und Kränen an und sorgt für den Auf- und Abbau des Gefechtsstandes. Diese „Hülle“ füllt dann die 2. Kompanie mit ihrer IT-Ausstattung mit Leben. Mit allem Nötigen versorgt werden die Soldaten dann von der 1. Kompanie. Kurzum: Erst auf einer Übung oder im Einsatz werden die Spezialisierungen der einzelnen Kompanien zusammengeführt und eine temporäre Gefechtsstandkompanie geschaffen.
Dadurch sind es nicht immer automatisch dieselben Werte und Gegenstände, die das Traditionsverständnis der Soldaten ausmachen. So stellte sich während der Diskussion heraus, dass es die Vielfalt an Aufgabenbereichen und Erfahrungen ist, die die Tradition des Verbandes ausmacht. Die Kameradschaft und das Miteinander auf Übungen sowie die gemeinsame Zeit im Ausland seien nennenswerte Beispiele.
Multinationalität als Haupttraditionslinie
Das Fernmeldebataillon 610 ist das letzte im Heer verbliebene Fernmeldebataillon und hat einen einzigartigen Auftrag: die Anbindung multinationaler Hauptquartiere der NATO. Diese Verbindung ist die Haupttraditionslinie der Fernmelder in Prenzlau. Sie basiert auf Kameradschaft, Multinationalität und die Einbindung von neuen Fähigkeiten wie beispielsweise Fahrzeuge, Systeme und Material nach NATO-Standard.
Ein Schiff als Symbol der Verbundenheit

Nicht nur multinational, sondern auch regional kann das Bataillon auf eine lange Tradition zurückblicken. Dazu zählt auch die Hansekogge im Verbandsabzeichen. Das Schiff zeugt von der engen Bindung an den ehemaligen Standort Rendsburg, den das Bataillon aufgrund der Strukturreform im Jahre 2007 verließ. Die stilisierte Hansekogge ist aus dem ehemaligen Wappen des Corps Landjut (Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland) übernommen worden, dem der Verband angehörte. Sie stellt die Verbundenheit zum Norden und zu den zwei Meeren dar, welche den ehemaligen Standort in Rendsburg umschließen. Auf dem Segel befindet sich der Fernmeldeblitz – er symbolisiert die Truppengattung.